Nachhaltigkeit, ESG und Unternehmens-Due-Diligence: Wo steht die EU derzeit und worauf sollten sich Unternehmen einstellen?

30.12.2025

In den letzten Jahren sind ESG-Themen (Environmental, Social, Governance) für europäische Unternehmen zu einem entscheidenden Faktor geworden. Die rasante Ausweitung der Nachhaltigkeitsvorschriften stellte für viele Unternehmen eine große Herausforderung dar: Der Verwaltungsaufwand für die Einhaltung der Vorschriften, die Due Diligence der Lieferketten und die neuen Berichtspflichten stellten für kleinere Unternehmen oft eine übermäßige Belastung dar.

Ende 2025 kam es jedoch zu einer wichtigen Wende. Die EU erkannte, dass das Tempo der Regulierung zu hoch war und ein Großteil der Unternehmen die zuvor festgelegten Fristen nicht einhalten konnte. Infolgedessen wurden mehrere wichtige Nachhaltigkeitsvorschriften verschoben oder flexibler gestaltet, sodass die Unternehmen mehr Spielraum für ihre Vorbereitungen erhielten.

Die Wende der EU im Jahr 2025 in der ESG-Regulierung

Eine der wichtigsten Lehren aus dem Jahr 2025 war, dass es für den Erfolg der Nachhaltigkeitswende nicht ausreicht, ehrgeizige Ziele zu setzen – es muss auch gehandelt werden. Das Maßnahmenpaket der EU lockerte die bisherigen Vorschriften in mehreren Bereichen.

Die Einführung der Nachhaltigkeitsprüfungsvorschriften wurde beispielsweise in mehreren Punkten verschoben, da die meisten Unternehmen noch nicht über die erforderlichen Lieferantendatenbanken verfügten, um die vorgeschriebenen Anforderungen zu erfüllen. Auch die Berichterstattungsvorschriften wurden geändert: Kleinere Unternehmen erhalten mehr Zeit für die Vorbereitung, und der Inhalt der Berichte wird in der ersten Phase vereinfacht. Darüber hinaus hat sich die EU zum Ziel gesetzt, den Verwaltungsaufwand für Unternehmen bis 2030 um mindestens 30 Prozent zu reduzieren – ein deutliches Zeichen für den Wandel in der Regulierung.

Was bleibt und was ändert sich?

Obwohl sich das Tempo der ESG-Berichterstattung verlangsamt hat, bleibt die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten für größere Unternehmen weiterhin obligatorisch. KMU hingegen erhalten mehr Aufschub, müssen aber damit rechnen, dass die Anforderungen früher oder später auch für sie gelten werden. Aus diesem Grund lohnt es sich, bereits jetzt mit der Entwicklung von Datenerfassungs- und Dokumentationspraktiken zu beginnen, die später die Einhaltung der Vorschriften erheblich erleichtern werden.

Auch im Bereich der Sorgfaltspflichten für Unternehmen (Supply Chain Due Diligence) wurden Vereinfachungen eingeführt. Die Einführung strenger, detaillierter Lieferantenprüfungen wurde in mehrere Stufen unterteilt, wobei die strengsten Vorschriften zunächst nur für Unternehmen gelten, die in den größten und risikoreichsten Sektoren tätig sind. Kleine und mittlere Unternehmen haben somit mehr Zeit, sich vorzubereiten und die erforderlichen Prozesse schrittweise aufzubauen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Nachhaltigkeitsziele der EU unverändert bleiben und die vorübergehende Verlangsamung in erster Linie technischer Natur ist.

Was bedeutet das in der Praxis für Unternehmen?

In den kommenden Jahren müssen Unternehmen einen weniger strengen, aber weiterhin klaren Regulierungsweg einschlagen. Die Überprüfung der Lieferketten wird beispielsweise nicht sofort zu einer umfassenden Verpflichtung, aber es ist ratsam, bereits jetzt die wichtigsten ökologischen und sozialen Risiken zu ermitteln, damit sich die Unternehmen leichter auf die zukünftigen Anforderungen vorbereiten können.

Die Verschiebung der Berichterstattung bietet Unternehmen eine besonders gute Gelegenheit, geeignete Datenverwaltungssysteme, Prozesse und interne Richtlinien zu entwickeln. Dadurch lassen sich übereilte und kostspielige Compliance-Projekte vermeiden, die viele Unternehmen in den letzten Jahren in Schwierigkeiten gebracht haben. Die Überprüfung der internen Abläufe – beispielsweise die Aktualisierung von Richtlinien zu Umweltschutz, Beschaffung oder Gleichstellung der Mitarbeiter – ist ebenfalls ein Schritt, der rechtzeitig durchgeführt werden sollte.

Investoren und Geschäftspartner haben weiterhin einen starken Bedarf an Nachhaltigkeitsdaten. In vielen Fällen fordern sie ESG-Informationen auch dann an, wenn das Unternehmen gesetzlich noch nicht dazu verpflichtet ist. Das bedeutet, dass die Vorbereitung bereits heute einen konkreten geschäftlichen Vorteil darstellt – sowohl in finanzieller als auch in reputationsbezogener Hinsicht.

Warum lohnt es sich, sich jetzt mit ESG zu befassen?

Obwohl die EU das Tempo der Regulierung vorübergehend verlangsamt hat, bleibt Nachhaltigkeit ein entscheidender Bestandteil der Unternehmensstrategie. Unternehmen, die rechtzeitig mit den Vorbereitungen beginnen, werden voraussichtlich leichter Zugang zu Finanzmitteln erhalten, zu besseren Konditionen an Ausschreibungen teilnehmen und stabilere Partnerschaften aufbauen können. Aus Sicht der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit steht daher außer Frage: Investitionen in Nachhaltigkeit zahlen sich aus.

Zusammenfassung

Das bis Ende 2025 geschaffene EU-Regulierungsumfeld wird transparenter und flexibler, was für Unternehmen von Vorteil ist. Die Nachhaltigkeitsanforderungen bleiben bestehen, aber die Unternehmen erhalten mehr Zeit und Spielraum für die Vorbereitung. Dieser Zeitraum ist ideal für Unternehmen, um unter ruhigen Bedingungen ihre Nachhaltigkeitsprozesse aufzubauen und die Grundlage für einen langfristigen, stabilen Betrieb zu schaffen.